Die Mündung - Tim Pieper

 

Die Mündung
Tim Pieper
emons:
ISBN: 978-3-74082172-2
⭐⭐⭐⭐

Kurzbeschreibung:

Eine starke Heldin mit erschreckenden Flashbacks, die nicht ruht, bis der Täter gefasst ist. Kommissarin Lena Funk nimmt sich eine Auszeit auf einer abgeschiedenen Insel. Fernab der Erinnerungen, fernab des Schmerzes. Doch in einer stürmischen Nacht wird in den Dünen ein Toter freigespült. Offenbar brutal ermordet. In seiner Jackentasche findet Lena eine Handvoll Schmuckstücke. Und nicht irgendwelche: Es sind die Trophäen des Gezeitenmörders – jenes Mannes, dem auch ihre Schwester zum Opfer fiel. Endlich gibt es eine Spur, endlich eine Chance auf Gerechtigkeit. Aber je tiefer Lena in den Fall eintaucht, desto gefährlicher wird er. Jemand beobachtet sie. Jemand spielt mit ihr. Und die Wahrheit, die sie enthüllt, ist weitaus grausamer, als sie je befürchtet hatte.

Mein Eindruck:

Vorab möchte ich bemerken, dass ich bisher alle Bücher von Tim Pieper gelesen habe. Nun hat er seinen ersten Thriller veröffentlicht. Das ist eigentlich so gar nicht mein Genre, aber da mir bisher alle seine Romane gefallen haben und ich den Schreibstil des Autors sehr schätze, habe ich beschlossen, mich auch einmal auf einen Thriller einzulassen.

Die Hauptperson ist die Kommissarin Lena Funk. Nach dem Mord an ihrer Schwester nimmt sie sich eine Auszeit und geht als Umweltpraktikantin auf eine abgelegene Vogelinsel, um dort zur Ruhe zu kommen und den Verlust ihrer Schwester sowie den damit verbundenen Schmerz zu verarbeiten. Nach einem kräftigen Sturm findet Lena einen Toten in den Dünen, und er hat Gegenstände bei sich, die auf den Gezeitenmörder hinweisen, dem auch Lenas Schwester zum Opfer fiel. Lena sieht in diesem Vorfall eine Chance, in die Ermittlungen einzusteigen und hofft, den Mörder von Jette zur Strecke zu bringen. Aber wenig später ist plötzlich alles ganz anders. Lena wird von Flashbacks heimgesucht, die immer unterschiedlich ablaufen. Sie gibt nicht auf, muss aber feststellen, dass sie ihrem eigenen Gedächtnis nicht trauen kann.

Dazu kommt, dass sich die Menschen in ihrem Umfeld zum Teil recht seltsam verhalten, und eigentlich fast bis zum Schluss konnte ich nicht einschätzen, wer es ehrlich mit Lena meint und wer nicht. Kann sie überhaupt jemandem vertrauen?

Ich muss sagen, dass ich vor allem in der ersten Hälfte des Buches sehr verwirrt war, denn es finden sehr viele Änderungen und Wendungen statt, die man erst sehr viel später einordnen kann. Die verschiedenen Charaktere sind plastisch und ausführlich dargestellt, und doch wusste ich lange nicht, wie ich sie einordnen sollte. Lena ist eine sympathische Protagonistin, aber selbst bei ihr war ich mir lange nicht sicher, wie ich sie einschätzen sollte bzw. wie sie sich entwickeln wird. Ich hatte zeitweise das Gefühl, dass sie sich manchmal selbst nicht über den Weg getraut hat, was bei ihren Erlebnissen in der Vergangenheit auch kein Wunder ist.

Dieser Thriller ist nicht blutig, und der Autor geht mit brutalen Szenen sehr sparsam um. Hier geht es eher um psychologische Themen und darum, wie weit man dem eigenen Gedächtnis trauen kann bzw. wie sich dieses beeinflussen lässt. Obwohl ich extrem selten zu einem Thriller greife, habe ich nicht bereut, mich hier darauf einzulassen, denn nach anfänglicher Irritation entwickelt sich die Handlung extrem spannend, und ich wusste bis zuletzt nicht, wohin das ganze führt. Es kommt immer wieder zu überraschenden Wendungen und Entwicklungen.

Trotzdem muss ich gestehen, dass mir seine Krimis und historischen Romane besser gefallen, was aber eben daran liegt, dass mir das Thriller-Genre allgemein nicht sonderlich liegt. Aber auf jeden Fall möchte ich noch positiv erwähnen, dass alle Fragen, die sich im Lauf der Handlung ergeben, am Ende umfassend beantwortet und geklärt werden.